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Algorithmische Transparenz

Die Rangfolge auf Suchmaschinen-Ergebnisseiten und bei Social-Media-Plattformen ist nicht willkürlich, sondern kann beeinflusst werden. Neben dem Einfluss der Macher ist auch der Einfluss der Nutzer relevant. Ob allerdings das Ranking als politisch unerwünscht einzustufen ist, wenn einzelne Nutzer und Nutzergruppen keine angemessene Repräsentation unterstellen, muss hinterfragt werden. Doch statt proaktiv auf die Möglichkeiten zuzugehen, wird stattdessen „algorithmische Transparenz“ gefordert, die es aber bei vielen Ranking-Verfahren nur sehr eingeschränkt geben kann.

Algorithmen treffen Entscheidungen, die Menschen betreffen, zu dem, was diese in sozialen Netzwerken sehen, bis hin zu der Frage, wie Betroffene von Werbetreibenden und Strafverfolgungsbehörden angesprochen werden. Schlecht entwickelte Algorithmen, die verzerrte oder fehlerhafte Vorgehensweisen verwenden, könnten die Rechte von Menschen einschränken oder aufheben. Angesichts dieser Macht der Algorithmen wird es als erforderlich angesehen, einen Konsens über Normen für die Erstellung und Verwendung von Algorithmen zu finden, um sicherzustellen, dass diese der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig sind.

Damit sind wir wieder bei der schon hinlänglich bekannten Filter- oder Bubble-Unterstellung. Suchmaschinen wie Google oder soziale Netzwerke wie Facebook fördern mit ihren Algorithmen angeblich das Aufspalten der Gesellschaft in getrennte Wahrnehmenswelten, verhindern damit politische Auseinandersetzungen und sorgen für Diskriminierung und Weiterentwicklungsblockaden. Zwar konnte schon vielfach gezeigt werden, dass hier nicht die Algorithmen verantwortlich sind, doch das Bewusstsein von deren geringen Auswirkungen wird in den gegenwärtigen Diskussionsprozessen nicht wahrgenommen.

Beklagt wird beispielsweise, dass Suchmaschinen wie Google bei Gesundheitsthemen überwiegend die Webseiten nach vorne stellen, die Effekte dramatisieren. So hat derjenige, der sich mit Kopfschmerzen plagt, schnell den Eindruck, es könnte vielleicht ein Tumor dahinterstecken. Doch ist es die fehlende algorithmische Transparenz, die hier für die Verzerrung verantwortlich ist? Wer sich mit Suchmaschinen-Optimierung beschäftigt, wird wissen, dass das Ranking bei Google und Co. nichts mit objektiver Wichtigkeit zu tun, sondern lediglich den Diskussionsprozess der Gesellschaft widerspiegelt. Da ist es nun mal so, dass Berichte über die Harmlosigkeit von Kopfschmerzen erst gar nicht geschrieben und falls geschrieben, kaum verlinkt oder besprochen werden. Dieser Verzerrungseffekt kann schon bei den herkömmlichen Medien beobachtet werden. Berichtet wird nicht das Bedeutsame, sondern dass was als Bedeutsam eingeschätzt wird. Ein Zugunglück mit mehreren Toten wird als relevant, weil überraschend eingestuft, die üblichen tödlichen Unfälle mit Autos, die Tag für Tag zu beobachten sind, gelten als erwartbar und finden daher kaum Beachtung in den wichtigen Medien.

Niemand fordert algorithmische Transparenz für die Arbeit der Medienschaffenden, weil jeder schon meint zu wissen, wie diese ihre Relevanz-Kriterien anwenden.  Ich behaupte, dass eine algorithmische Transparenz für Suchmaschinen und soziale Netzwerke mindestens genauso gut bereits bekannt ist. Experten der Suchmaschinen-Optimierung und des Online-Marketing wenden sie Tag für Tag an, ohne allzu Aufhebens davon zu machen.

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