Es ist offensichtlich, dass der Suchmaschinen-Marktführer Google die Bedeutung des Autors (im Englischen Author) immer stärker betont. Deshalb gibt es Diskussionen in der Szene der Suchmaschinen-Optimierung, ob zukünftig das Ranking von Webseiten von einem AuthorRank maßgeblich abhängen könnte. Das kann durchaus ein, Zweifel kommen mir nur, wie das mit den bisher genannten Einzelsignalen des AuthorRanks funktionieren soll.
Dass der Autor immer wichtiger beim Ranking von ganz bestimmten Begriffen wird, wird leicht erkennbar, wenn man Begriffe bei Google eingibt, die zwischen Bloggern umfangreich diskutiert werden. Hier erscheinen die häufig diskutierten und verlinkten Beiträge direkt oben bei Google, in vielen Fällen auch mit einem Bild des Autors, was zusätzlich für noch mehr Klicks sorgen könnte. Aber es gibt viele Begriffe, bei denen der Autor völlig unwichtig erscheint. Dummerweise sind das Begriffe wie „Geldanlage“ oder „Versicherung“ (sowie damit verbundene Begriffsketten), für die überwiegend Suchmaschinen-Optimierung geordert und betrieben wird.
Aber es gibt Begriffe, bei denen es wichtig sein kann, dass man gute Beiträge als Autor publiziert hat. So führt beispielsweise der Begriff „Shitstorm“ recht schnell zu einem aktuellen Artikel von Sache Lobo, der diesen Begriff vor ein paar Jahren in Deutschland durch häufige Verwendung in vielen beachteten Beiträgen populär gemacht hat. Man kann vermuten, dass die gute Platzierung des aktuellen Lobo-Artikels auch mit dem AuthorRank des Schreibers zusammenhängt. Doch worauf geht der Erfolg von Sascha Lobo zurück? Schließlich ist anzunehmen, dass Lobo nicht nur gut in sozialen Netzwerken verankert ist und dort stark beachtet wird; Lobo arbeitet auch für ein renommiertes Online-Portal und bekommt daher recht viele externe Links, was ein ganz traditionelles Merkmal von Suchmaschinen-Optimierung ist.
Durch einen Blogbeitrag von Gretus von seo-united.de zum AuthorRank bekam ist den Hinweis zu einer englischsprachigen Blogbeitrag von Mike Arnesen zum AuthorRank. Arnesen spekuliert darüber, welche Signale den AuthorRank maßgeblich bestimmen könnten. Arnesen betont aber auch, dass es bei Google mehr als 200 Ranking-Faktoren gibt, die wenig bis Garnichts mit dem AuthorRank zu tun haben müssen.
Folgende Faktoren sollen wahrscheinlich relevant für den AuthorRank sein:
- Der durchschnittliche PageRank der Wegseiten, die ein Autor publiziert hat
- Die durchschnittliche Anzahl von Google+Bewertungen, die ein Autor erhält
- Die Anzahl der Google+Kreise, in denen der Autor vertreten ist
- Die Verbindungen zu anderen hohen Autoren, die einen hohen AuthorRank haben
- Die Anzahl und die Autorität der Webpräsenzen, auf denen Inhalte des Autors veröffentlicht wurden
- Das Engagement eines Autors bei Google+ (Schreiben von Beiträgen bei Google+)
- Die Relevanz dieser Beiträge bei Google+, die man beispielsweise an den Kommentaren und Links zu diesen Beiträge ablesen kann)
- Die außerhalb von Google+ liegende und feststellbare Autorität des Autors, z.B. wenn dieser innerhalb der Wikipedia erwähnt wird bzw. dort über eine Profil-Seite verfügt
- Die Präsenz bei YouTube: Hat der Autor einen Kanal und gibt es relevante Resonanz auf die dort publizierten Videos?
- Weitere Signale, die auf Resonanz in sozialen Netzwerken schließen lässt (z.B. bei Twitter oder bei SlideShare)
- Autorität des Autors durch veröffentlichte Werke, die man beispielsweise bei Google Books oder Google Scholar finden kann.
Was an dieser Liste auffällig ist: ihre weitgehende Fokussierung auf Google Dienste (zu denen auch YouTube gehört) und ihre starke Betonung von Quantität statt Qualität.
Google hat ein Problem mit sozialen Netzen. Google kann nicht in allen sozialen Netzen in gleicher Weise hereinschauen wie in den eigenen Dienst Google+. Wenn ein Autor also in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Xing aktiv ist und dort nicht gezielt seine Profilaktivitäten über das Internet einsehbar hält, dann wird dieses Engagement nur unzureichend sichtbar für Google. Würde Google dann dieses Fehlen von Sichtbarkeit als fehlende Autorität deuten (und den AuthorRank entsprechend absenken), dann ist offensichtlich, dass der AuthorRank nicht das berechnet, was er zu bezeichnen vorgibt. Google kann also nur den AuthorRank tatsächlich für das Ranking berücksichtigen, nachdem es dafür gesorgt hat, dass bei Google+ vergleichbar viel Intensität an Diskussion erreicht wird, wie bei anderen sozialen Netzwerken oder innerhalb der Welt der Blogger. Davon ist aber Google noch ziemlich weit entfernt.
Was ebenfalls gegen einen AuthorRank wie oben skizziert spricht: Es sind oft nur rein quantitative Signale, die die Berechnung bestimmen sollen. Hat ein Autor viele Google+Kreise, bei denen er vertreten ist, dann ist immer noch die Frage offen, ob diese Kreise selbst relevant sind. Kreise von Multiplikatoren, die ihrerseits in vielen Google+Kreise vertreten sind, müssten in irgendeiner Form bevorzugt werden, damit der AuthorRank funktioniert. Und diese Google+Kreise müssten in relevanter Weise die Diskussionen abbilden, die auch sonst für die Welt und das weltweite Netz prägend sind.
Insgesamt ist erkennbar, dass es den AuthorRank gibt und dass es Begriffe gibt, bei denen er eine gewisse Rolle für das Ranking spielt. Doch wie genau die Berechnung funktioniert, bleibt ungewiss; Google wird meiner Einschätzung aber darauf achten, dass es nicht zu sehr nur die eigenen Dienste in die Berechnung einfließen lässt. Es liegt noch ein weiter Weg vor der Suchmaschine bis in weiterer Zukunft eine Welt vorhanden ist, bei denen der AuthorRank auch für ganz normale Suchbegriffe zu einem prägenden Ranking-Faktor geworden ist.