Immer häufiger sieht man, dass Nutzer mit ihrem Smartphone sprechen. Dies gelingt, weil die Spracherkennung zunehmend besser funktioniert und man unter widrigen Umständen gerne darauf zurückgreifen möchte. Standardmäßig ist bei Android die Voice Search für Google-Recherchen sofort umsetzbar und dauerhaft fixierbar. Wie könnte der Erfolg der Voice Search die Suchmaschinen-Optimierung verändern?
Insbesondere aus den USA wird berichtet, dass die Voice Search schon in einem Fünftel der Fälle genutzt wird. Dieser Wert ist auch deshalb bedeutsam, weil insgesamt die mobile Nutzung zunimmt und damit auch der Wert der Sprachbedienung bzw. Sprachsuche. Relevant für SEO ist, dass man bei der Spracheingabe sich anders verhält, als wenn man den Text über Tastatur oder Maus eingibt. Die meisten sprechen immer noch schneller, als sie tippen können, deshalb werden die Suchanfragen länger und verwenden mehr Worte. Zugleich werden die Worte so gewählt, dass die Chance auf Erkennung steigt, womit Nischenthemen etwas an Relevanz verlieren könnten.
Allerdings ist auch schon länger zu beobachten, dass mehr Suchwörter in den Suchanfragen genutzt werden. Bei der Desktop-Suche am PC kann aber der Nutzer sich eher noch trauen seltene Begriffe zu verwenden. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass die üblichen W-Fragen an Bedeutung gewinnen. Davon wäre ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht überzeugt, denn die W-Fragen funktionieren in den seltensten Fällen gut. Zwar kann Google eine Frage wie „Wie alt ist Angela Merkel?“ sehr genau beantworten, doch diese und weitere Beispiele sind gegenwärtig noch Exoten. „Wo kann ich mein Auto schnell reparieren lassen?“ ist hingegen eine typische Alltagsfrage, an der Google und andere Suchmaschinen scheitern. Beim zweiten Beispiel kommen suchmaschinenoptimierte Webseiten nach vorn, die für die Keywords Auto und Reparatur zwar interessante Infos liefern, die konkrete Frage aber nicht beantworten können.
Es bleibt also vorerst dabei, dass Nutzer auf W-Fragen nur dann zurückgreifen, wenn sie ein sehr spezielles Thema (insbesondere Fragen zu Prominenten) haben. Ansonsten ist die Suche durch wenige treffende Substantive und bei transaktionsorientierten Anfragen durch typische Adjektive (z.B. „günstig“) oder Verben (z.B. „kaufen“). Bei der Auswahl dieser Begriffe neigt der Nutzer der Voice Search zu gängigen Begriffen, das prinzipielle Vorgehen beim Eingeben der Suchbegriffe (möglichst spezifisch zum Recherche-Ziel) ändert sich nichts, wenn ich die Spracheingabe nutze.
Es wird dann hinsichtlich der Voice Search noch zu analysieren sein, ob die Nutzer durch die Sprachsteuerung eher geneigt sind, das erste Suchergebnis von Google zu bevorzugen. Das ist nur dann zu erwarten, wenn dieses erste (oder ein anderes sehr weit vorne stehendes Ergebnis) für sich zu überzeugen weiß. Möglicherweise findet die Voice Search zwar die nächste Pizzeria, doch damit ist noch nicht gesagt, dass sie auch aufgesucht wird. Schließlich könnte die Offline-Recherche (Aushang der Speisekarte) genauso wenig überzeugen, wie die Leere des Raums oder der Lärm an der Hauptverkehrsstraße. Auch durch die Voice Search wird nachhaltiges Marketing nicht überflüssig gemacht.