Bettina Wulff klagt gegen Google und alle Medien sind umfassend mit der Frage beschäftigt, ob denn eine Suchmaschine wie Google berechtigt ist, Namen mit Begriffen zu verbinden, die ehrverletzend sind und/oder als falsche Tatsachenbehauptung interpretiert werden können. Aus der Sicht der Suchmaschinen-Optimierung kann man sich aber auch die Frage stellen, wie man mit dem „Problem Autocomplete“ umgeht bzw. ob man die entsprechende Suchmaschinen-Funktion nicht auch zum eigenen Vorteil nutzen kann.
Frau Wulff ist Opfer einer Suchmaschinen-Funktion, die Google schon seit etlichen Jahren implementiert hat und die sehr beliebt bei den Nutzern ist: Autocomplete (Autovervollständigung). Gibt man irgendeinen Begriff ein, dann zeigt Google dazu mehr oder weniger passende Kombinationen an. Hier ein Beispiel für die Suche nach Immobilien.
[Dieses Bild ist ein Screenshot (Bildschirmauszug) einer Google-Anfrage, die heute (11.9.2012) an meinem Rechner angezeigt wird. Wie auch bei den folgenden Bildern wird lediglich dokumentiert, was passiert, wenn man bestimmte Buchstaben oder Suchbegriffe eintippt. Mit den Bildschirmauszügen in diesem Blogbeitrag ist ausdrücklich keine inhaltliche Aussage meinerseits verbunden. Insbesondere soll die im Bild wiedergegebenen Aussagen nicht als Tatsachenaussagen verstanden werden. Es wird mit dem Bildschirmauszug lediglich aufgezeigt, was passierte, wenn man etwas Bestimmtes beim Googles-Suchformularfeld eintippt.]
Bereits nach 4 Buchstaben wird ein sehr bekannter Anbieter aus dem Immobilienbereich als Begriff angeboten. Für diesen Anbieter ist das ein bedeutender Erfolg, weil er damit automatisch vorne liegt, insbesondere bei Suchanfragen, die eher unspezifisch auf sein Handlungsfeld Immobilien ausgerichtet sind. Nach Aussagen von Google werden solche Begriffe bevorzugt und vorne angezeigt, die häufig verwendet werden. Es seinen keine Menschen, sondern Algorithmen, die die angezeigten Begriffe auswählen; allerdings auf Basis einer Auswertung von menschlichen Eingaben.
Doch Prominente wie Bettina Wulf haben ein Problem mit der Autocomplete-Funktion. Bereits nach dem Eintippen von wenigen Buchstaben (B und e können u.U. genügen) wird der Name mit einen herabsetzenden Begriff verknüpft. Wie das konkret aussieht kann man ausprobieren, wenn man die ersten Buchstaben des Vornamens bei Google eintippt. Markus Beckedahl hat das auch in seinem Blog dokumentiert. Man könnte sogar den von Google gegebenen Textergänzungsvorschlag als Tatsachenbehauptung ansehen. Man kann aber auch sagen, dass Google die Nutzer erst auf Sachverhalte oder vermeintliche Sachverhalte (Gerüchte) hinweist, mit denen sich diese möglicherweise nie von sich aus beschäftigt hätten.
Ob Bettina Wulff mit ihrem juristischen Vorgehen Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Erfolg hat sie bereits jetzt aus der Sicht des Marketings, wenn man es als Maxime ansieht, dass Wahrnehmung überhaupt besser ist als Nichtbeachtung, insbesondere dann, wenn man ein Buch demnächst auf den Markt werfen möchte.
Wie Google letztlich entscheiden wird, wenn die juristischen Fragen geklärt sind, bleibt ebenfalls abzuwarten. Google könnte für den Namen der Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten spezielle Vorgehensweisen (Filter) installieren, Google könnte aber auch Begriffe aus dem Rotlichtmilieu generell aus der Autocomplete-Funktion herausnehmen, was aber auch als Zensur ausgelegt werden könnte, womit Google seine Reputation nicht fördert. Schließlich wird allgemein bemängelt, dass Googles Ergebnisse nicht mehr die Qualität frühere Jahre hat.
Für normale Menschen, die keine Promis sind, ist es aber schon jetzt interessant, einmal ihren Namen langsam einzutippen und zu beobachten, ab welchem Buchstaben welche Resultate kommen und ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind oder doch eher noch Handlungsbedarf haben.
Mit meinem Namen ist das Ergebnis der Autocomplete-Funktion nicht so toll, weil es in Deutschland einen sehr bekannten Blogger gibt (Don Alphonso), der nicht nur so heißt wie ich, sondern dessen Namen auch genau so geschrieben wird. Allerdings kann ich im Sinne der Suchmaschinen-Optimierung auch dieses Ergebnis noch nutzen. Für meine Tätigkeit könnte die Begriffsfolge „Rainer Meyer Facebook“ interessant sein. Zu diesen drei Keywords sollte ich vielleicht mehr publizieren, insbesondere auch dafür sorgen, dass ich hierfür externe Links bekomme.
Interessanter ist die Autocomplete-Funktion aber für Begriffe aus dem Business-Umfeld der jeweiligen Person. Man gibt die Anfänge der relevanten Keywords ein und notiert sich die angezeigten Begriffe, für die man noch keine so guten Ranking-Positionen hat. Für diese sind dann Webseiten zu entwickeln und zu publizieren. Begriffe, die nicht so positiv sind durch juristische Schritte zu bekämpfen, das kann schnell zum Kampf gegen die Windmühlenflügel ausarten. Ressourcen-schonender ist es, für solche Begriffe Suchmaschinen-Optimierung zu betreiben, für die man gerne bessere Positionen hätte.
Ob nun die Gerüchte um Frau Wulf wahr sind oder nicht, in einem Fall hast du sicher recht: Das Buch wird ein Riesenerfolg werden und ich wage fast zu behaupten, dass ihr diese Medienkampagne gerade recht kommt, denn die Aufmerksamkeit fördert nur den Erfolg des Buches.