Den Sichtbarkeitsindex kann man sich von verschiedenen Tools liefern lassen, die faktisch fast alle kostenpflichtig sind. Auch weitere Überlegungen führen dazu, dass man die Bedeutung des Sichtbarkeitsindexes nicht allzu hoch veranschlagen sollte.
Wichtig ist zunächst die Einsicht, dass es nicht nur einen Sichtbarkeitsindex gibt, abhängig vom verwendeten Tool kommen für gleiche Websites unterschiedliche Werte für den Sichtbarkeitsindex heraus, es gilt also, dass man auf Dauer nur Vergleichbarkeit innerhalb eines Tools herstellen kann. Es ist nicht mal sicher, dass alle Tools in die gleiche Richtung weisen, denn die zugrundeliegende Datenbank der Keywords kann sehr unterschiedlich sein.
Bemängelt wird auch, dass ähnlich wie beim Ranking-Algorithmus von Suchmaschinen, keine Transparenz vorliegt, wie der jeweilige Sichtbarkeitsindex berechnet wird. Genutzt wird eine umfangreiche Datenbank von Suchbegriffen, die bisher häufiger bei Suchmaschinen verwendet wurden und es wird bestimmt, wie gut eine Website (nicht Webseite) in diesem Suchraum repräsentiert ist. Das macht auf einige spezifische Probleme aufmerksam:
- Ist dieser Suchraum überhaupt repräsentativ für meine Website?
- Was nützt es mir, wenn ich gut im Sichtbarkeitsindex vertreten bin, die von meinen potentiellen Kunden aber verwendeten Suchbegriffe hier keine angemessene Abbildung finden?
Die Methoden zur Berechnung vom Sichtbarkeitsindex können nicht alle Keywords kennen, die Benutzer verwenden, um zu gewünschten Ergebnissen zu kommen. Insbesondere kennen sie nicht die Begriffe, die Nutzer erstmalig oder einmalig verwenden, um ihre Suchanfrage genauer zu spezifizieren. Während Suchmaschinen wie Google kein Problem damit haben, auch hier ein oft sehr interessantes Ranking zu liefern, müssen die Datenbanken hinter der Sichtbarkeitsberechnung scheitern, denn sie haben das entsprechende Keyword oder die hingeschriebene Keyword-Kombination nicht im Angebot.
Daraus ergibt sich dann als Schlussfolgerung, dass neue und aktuell relevante Keywords nicht angemessen repräsentiert werden. Wer also in einem Markt präsent ist, der mit Innovationen punktet, der kommt mit guter (aber nicht aktueller) Sichtbarkeit nicht weiter. Es gibt häufig Suchanfragen, die mit aktuellen Daten (z.B. Jahreszahlen) arbeiten oder regionale und lokale Ereignisse in den Fokus nehmen. Diese Anfragen werden in einem Sichtbarkeitsindex nur unangemessen repräsentiert.
Es kann somit Schwierigkeiten geben, wenn die Bewertung von Websites auf dem Sichtbarkeitsindex basiert, insbesondere bei sogenannten Nischenseiten, die ein Randthema abdecken. Long-Tail-Webseiten mit einem Keyword, die nur einen sehr kleinen Themenbereich abdecken, werden nicht angemessen berücksichtigt. Die Folge ist, dass Websites mit einem hohen Anteil an Long-Tail-Webseiten automatisiert einen sehr niedrigeren Sichtbarkeitsindex aufweisen, obwohl diese Webseiten sehr gut zu den Benutzerwünschen einer kleinen Gruppe von Interessenten passen. Und genau diese kleine Gruppe soll auch angesprochen werden.
Der Sichtbarkeitsindex kann also nur einen Hinweis auf die Entwicklung der Suchmaschinen-Optimierung einer Website geben. So kann es nützlich sein, den Fortschritten beim Ranking von Mainstream-Keyword-Positionen zu erkennen. Wobei man eine Ranking-Verbesserung von wenigen Positionen nicht überbewerten darf. Denn es bringt mir nichts, vom Platz 55 auf den Platz 44 zu kommen, wenn damit keine Verbesserung der Akzeptanz (mehr Klicks) erreicht werden können.
Interessant ist der Sichtbarkeitsindex dann, wenn plötzlich sehr starke Ranking-Verluste vorkommen. Dann liegt ein Update bei Suchmaschinen wie Google vor, die auf eine faktische Abstrafung hinauslaufen können. Hier gilt es nachzuhaken, damit man für zukünftige Anforderungen besser gewappnet ist.