von Rainer Meyer
Suchmaschinen arbeiten weitgehend formal, wenn sie Texte hinsichtlich ihrer Relevanz für Suchbegriffe bestimmen wollen. Bei der Suchmaschinen-Optimierung unterscheidet man On-Page-Optimierung und Off-Page-Optimierung, um diese formalen Prozesse zu nutzen. Dabei setzt die On-Page-Optimierung am Text auf der eigenen Webseite an, um diese für bestimmte Begriffe als relevant erscheinen zu lassen. Hier treten gegenwärtig die Semantik des Textes noch in den Hintergrund, ein Umstand der sich aber im Wandel befindet und der in absehbarer Zukunft zu einem erweiterten Verständnis der On-Page-Optimierung führen könnte.
Semantik betrifft die Bedeutung eines Textes und kann nur unzureichend von Maschinen bzw. Algorithmen erfasst werden. Ob sich beispielsweise ein Text mit „der alternativen Nutzung von Verkehrsmittels“ befasst, kann nur unzureichend durch die Keywords „alternativ“ „Nutzung“ und „Verkehrsmittel“ bestimmt werden; wichtig wäre hier eher, dass die Verkehrsmittel wie „Auto“ „Fahrrad“ „Bahn“ usw. genannt werden und dass in irgendeiner Weise diese einem „Vergleich“ unterzogen würden.
Damit sind aber Suchmaschinen wie Google überfordert, was man schnell feststellen kann, wenn man eine entsprechende Anfrage nach „alternative Nutzung Verkehrsmittel“ stellt. Etwas bessere Ergebnisse bekommt man, wenn man bei Google nach „Auto Fahrrad Bahn Vergleich“; allerdings dominieren die vorderen Plätze Angebote der „Deutschen Bahn“, möglicherweise weil diese intensiv Suchmaschinen-Optimierung betreibt.
Die bessere Erfassung der Semantik durch Suchmaschinen soll sich aber in den nächsten Jahren ändern, denn Google möchte in Kooperation mit den Hauptkonkurrenten (Yahoo und Bing) erreichen, dass die Semantik von Webseiten durch Rich Snippets oder Mikroformate besser unterstützt wird. Dies ist aber nur ein kleiner Anfang, denn damit die Semantik funktioniert, muss diese vom jeweiligen Webmaster aktiv umgesetzt werden. Der Webmaster muss durch speziell einzugebenden zusätzlichen Code der Suchmaschine mitteilen, dass es sich bei einem bestimmten Content um einen Termin oder eine Adresse handelt, damit dieser Content entsprechend eingeordnet werden kann.
Ein solches Verständnis von Semantik ist aber sehr elementar und auch für die Suchmaschinen-Optimierung nicht neu. So sollte man den Inhalt von eingebauten Bildern und Fotos über den ALT-Code beschreiben, damit Google und Co. ungefähr wissen, was im Bild oder Foto abgebildet wird. Ein weitergehendes Verständnis von Semantik würde hingegen vom Webmaster nicht zusätzlichen Code abfordern, sondern durch Algorithmen erkennen, was denn an Bedeutung mit einem Content intendiert ist. Dies würde Software mit „künstlicher Intelligenz“ erfordern, die gegenwärtig noch nicht möglich erscheint.
Da sich die Semantik oder Bedeutung aber erst im Auge des Betrachters ergibt, müssten die Algorithmen der Suchmaschinen auch eine semantische Analyse der Benutzereingaben auf Suchmaschinen-Seiten leisten, was allein daran scheitert, dass diese Eingaben sehr kurz sind.
Ansätze für eine bessere Semantik könnte aber die semantische Analyse der Keywords einer Webseite oder von Benutzer-Eingaben liefern. Dies geht davon aus, dass zu den Keywords weitere themennahe Keywords bestimmt werden und geprüft wird, ob diese im Umfeld der Webseite auftauchen. Was dies beispielsweise bedeutet, kann man an der interessanten Webseite „Latent semantische Optimierung“ von ranking-check.de nachvollziehen.
Hier wurde eine Domain von mir hinsichtlich der Begriffe „web 2.0“ und „texten“ untersucht. Die unten aufgeführten Keywords sind themennah und semantisch relevant. Sie sollten auf der Startseite der Domain oder auf weiteren Webseiten behandelt werden. Die Ergebnisse in der rechten Spalte sind aufschlussreich: Es wird gezeigt, welche semantisch passenden Keywords gut oder schlecht verwandt werden. Dass die Ergebnisse insgesamt perfekt sind, kann man aber nicht sagen. Denn das Keyword „wide web“ wird wohl kaum verwandt, wenn man Infos zu „Texten“ sucht; und das Keyword „Webdesign“ wird auf der Domain durchaus behandelt, nicht aber unbedingt auf der Startseite.
Damit ist auch erkennbar, dass die Semantik auch in Bezug auf die Suchmaschinen-Optimierung noch in den Kinderschuhen steckt. Allerdings sollte man sie fördern, z.B. indem man mehr Webseiten auf seinem Angebot bietet, die mit hoher Kompetenz das Themenumfeld abdecken. Jede einzelne Webseite sollte dann für wenige Keywords optimiert werden und über eine sehr eng geführte interne Verlinkung sollte eine hohe Semantik wirksam gemacht werden. So werden die gegenwärtigen Erfordernisse an On-Page-Suchmaschinen-Optimierung gut mit zukünftigen Anforderungen an eine bessere Semantik verknüpft.